09.06.2012

Tag 001: THE MIDDLE OF THE MIDDLE OF THE MIDDLE OF

Begibt man sich auf eine documenta scheint der erste Weg unweigerlich ins Fridericianum zu führen. Während der Presse-Preview gab es Ausstellungsorte wie die documenta-Halle oder auch die Karlsaue, in denen man fast ungestört die Werke betrachten konnte, während sich im Fridericianum Menschenmassen aufhielten. Besonderes Interesse gilt den Arbeiten in der Rotunde, zumal diese als das "Brain" der dOCUMENTA (13) noch einmal einen besonderen Stellenwert behauptet. (Dazu wann anders mehr) Zeitweise bildeten sich Schlangen vor den Türen der Rotunde, drinnen angekommen stolperten Menschen mitunter über eine Skulptur von Sam Durant, die im Gewimmel leicht übersehen werden konnte.
Das "Brain" scheint die unbestrittene Mitte der dOCUMENTA (13) zu sein, und so liest man auch, wenn man durch die Glasscheiben blickt, die es vom Rest der Ausstellung abgrenzen, dreimalig: THE MIDDLE OF
Eine - zugegebernermaßen nicht so tolle - Ansicht von außen nach innen.

THE MIDDLE OF fragt immer schon nach dem WHAT?, statt einer Antwort wiederholt sich
THE MIDDLE OF drei mal, scheint sich fortzusetzen, wohin? Der Betrachter von
THE MIDDLE OF sollte sich auch nach dem eigenen Standort befragen.

Diese Skulptur - als solche vom Künstler bezeichnet - von Lawrence Weiner wurde von der dOCUMENTA (13) in Auftrag gegeben und für diesen Ort konzipiert. Umso erstaunlicher ist es zunächst, dass der Schriftzug an ganz anderer Stelle erneut auftaucht:
Ansicht der Seitenwand des Hugenottenhauses, in dem Theaster Gates sein Projekt verwirklicht hat.
"Abseits der Hauptschauplätze" (so die offizielle Bezeichnung für etliche über die Stadt verteilte Ausstellungsflächen) findet sich das Hugenottenhaus. Dieses Gebäude stand seit den 1970er Jahren leer und verfiel zusehens. Nun wurde es durch den Künstler Theaster Gates reanimiert und als Veranstaltungsort und permanente Skulptur umfunktioniert.
Wo befindet sich denn nun die Mitte? Lange hat sich die dOCUMENTA (13) als "Eine Kunstasstellung in Kassel" angekündigt, zur Eröffnung wurde ergänzt: "und in Kabul, Alexandria-Kairo, Banff." Kassel mag die documenta-Stadt sein, doch wer sich nach Kassel begibt wird nicht die ganze documenta sehen können, erst recht nicht, wenn man sich auf die Hauptschauplätze beschränkt. Über die ganze Stadt, über die Welt (möglicherweise auch darüber hinaus) erstreckt sich die dOCUMENTA (13). Die wirkliche Mitte ist nur dort, wo sich Aufmerksamkeit verdichtet - und das ist möglicherweise ein Schriftzug in der physischen Mitte des Fridericianums, oder auch nicht.

Lawrence Weiner hat außerdem zu der Reihe "100 Notizen - 100 Gedanken" das Notizbuch No 008 "IF IN FACT THERE IS A CONTEXT" beigesteuert, in dem er seine konzeptionellen Überlegungen zur d(13) darstellt und das neben Aspekten zu THE MIDDLE OF auch einen guten Hinweis enthält:

GOOD COURAGE GOES WITH GOOD ART
COLD SAUTERNE GOES WITH GOOD OYSTERS


TO DO:
  • Theaster Gates: "12 Ballads for the Huguenot House"
  • Brain

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