28.06.2012

Tag 020: Zusammenhänge / zusammenhängen

Bei fast jeder dTOUR in der Aue komme ich an dem Haus von Doug Ashford vorbei. Der Künstler ist Mitglied des Künstlerkollektivs Group Material und hat auf der dOCUMENTA (13) eine kleine Ausstellung aus Fotografien und Malereien konzipiert. Diese hat - so habe ich zumindest den Künstler verstanden - den Anspruch sich selbst zu vermitteln.
Quelle: http://www.greenbuildinggroup.eu/media/wysiwyg/documenta13/d13_015-Ashford_0917.jpg
Das könnte mich natürlich stark entlasten, aber leider kommen die meisten Leute eher verwirrt, teilweise aufgebracht heraus und fordern lauthals eine Erklärung. Diese fällt mir auch schwer, daher bitte ich an diesem Ort die Leute gerne mir ihre persönlichen Eindrücke zu nennen und wir versuchen uns das Werk gemeinsam zu erschließen.
Quelle: http://www.stylepark.com/db-images/cms/article/img/l2_v334166_958_480_321-40.jpg
Ich trage hier einige Assoziationen zusammen, die ich in den letzten drei Wochen gehört habe:
  1. In dem Gartenhaus befinden sich ungegenständliche Malereien und Fotografien.
  2. Eine dieser Fotografien stellt sich als Reproduktion eines Zeitungsartikels heraus, alle anderen greifen die Körperhaltung der dargestellten Personen auf.
  3. Die Körperhaltung wird meistens als eine Notlage beschrieben: Gelähmter Mensch, Schwächeanfall, Trunkenheit. Einmal wurden religiöse Bezüge vermutet.
  4. Sollte es sich um eine Notlage handeln, ist nicht ganz klar, welche der beiden Personen sich mehr in einer solchen befindet: Derjenige, der Zusammenbricht oder derjenige der auffängt und mit der Situation umgehen muss.
  5. Die Vorlage befindet sich etwas versteckt hinter zwei Malereien (siehe Bild oben).
  6. Während die Fotos schwarz/weiß sind, sind die Malereien sehr stark farbig.
  7. Fast alle Besucher beschreiben die Malereien als abstrakt, ein Besucher bezeichnete sie als konkret und stellte Bezüge zum Schweizer Konkretismus her.
  8. Fast jeder beklagt sich, dass kein offensichtlicher Zusammenhang zwischen Fotos und Malerei besteht.
  9. Ein Besucher sah in der Zusammenhangslosigkeit die eigentliche Aussage des Werkes.
  10. Der Schweizer Konkretismus versuchte nach Aussage des Besuchers eine ideale Welt im Bild zu konstruieren. Somit gäbe es einen Gegenpol zu der Notsituation in der Fotografie.
  11. Laut Katalog besteht ein Bezug zu Aby Warburgs Mnemosyne-Atlas, laut der Unterlagen zur Vorbereitung für uns Worldly Companions war geplant verschieden Fotos von verschiedenen Situationen zu zeigen. dies würde zu Warburg passen.
  12. Warburg hat mit seinem Atlas Zusammenhänge und die Vergleichbarkeit von künstlerischen Darstellungsweisen untersucht.
  13. Die Malereien könnten als Tafeln aus dem Atlas gedeutet werden, ähnliche strukturen wie auf den Tafeln ergeben sich.
  14. Wie verhält es sich mit der Vergleichbarkeit der Fotografieren? Auch wenn fast alle Darstellungen nachgestellt sind, erkennen wir die "Notsituation" recht eindeutig.
  15. Die Hängung und die Muster auf den Malereien scheinen zu korrespondieren.
  16. Eine These ist es, dass der Künstler den Betrachter mit seiner Ausstellung auch in eine Notsituation bringen möchte, die zwar nicht identisch mit der auf dem Bild ist, aber auch "vor den Kopf stößt".
Sicherlich werde ich in den nächsten Wochen noch viel über diese Arbeit diskutieren und ich freue mich auf weitere Thesen, die ich natürlich mit euch teilen werde.

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