Tag 010: Wenn man seinen Körper verkauft...

Ich gebe zu, es handelt sich um offensichtlichen Mainstream, aber ich liebe Stofftaschen. Nicht so kleine fiese aus dem dm-Markt sondern richtig schöne große Taschen, am besten mit einem tollen Muster. (Sehr witzige oder bedeutungsschwere Sprüche haben es allerdings noch nicht auf meine Taschen geschafft.) Als ich vor 14 Tagen nach Kassel aufbrach, habe ich meine bisherige Lieblingstasche daheim gelassen.
Ich wusste, dass es dOCUMENTA (13)-Taschen geben würde und genau so eine wollte ich natürlich haben. Allerdings waren diese zur Eröffnung noch nicht zu haben, sondern erreichten die Verkaufsregale erst diesen Samstag. Ganz anders als erwartet und somit genau richtig zu dieser Ausstellung ist die Tasche eine undramatisch unbedrckte Jutetasche, die nur ein kleines farbiges Fähnchen mit dem Schriftzug dOCUMENTA (13) eingenäht hat. Aber ich konnte natürlich nicht 10 Tage ohne Tasche herumlaufen...
Ich dachte im Vorfeld über ein zweites Souvenir zur d(13) nach: Tim Hamilton und Seth Price haben zusammen eine Sommerkollektion entworfen, die auch auf der documenta präsentiert wird. Obwohl ich feststellen musste, dass eine Jacke bei etwa 600 EUR liegt und ich mir definitiv kein Souvenier leisten kann, bin ich auf die Modenschau gegangen.

Die Stücke bestehen aus festem weißen Leinwandstoff, der teilweise, oft auf der Innenseite, mit All-Over-Mustern bedruckt ist. Diese Muster generieren sich aus den Innenseiten von Bank-Umschlägen, die verhindern sollen, dass die Briefe durchleuchtet werden können.
Und ja, es war so dunkel dort. Das ganze fand in der Tiefgarage unter dem Friedrichsplatz statt. Möglicherweise kann ein kleines Video noch besser die Stimmung transportieren.

Aber zurück zum Taschen-Thema: Plötzlich rannten einige Leute mit Taschen aus der Kollektion herum, ich fragte eine Frau, wo es die gäbe, und sie sagte am Eingang würden grade welche verteilt werden. Als ich allerdings kam, waren sie bereits vergriffen. Traurig kehrte ich zur Peergroup zurück. Das sah die Frau und verkaufte mir ihre Tasche. Allerdings nicht für Geld, sondern für einen Kuss. Stolz wie Oskar kletterte ich (im passenden Weiß bekleidet) auf den Laufsteg (der immerhin 10 cm über Normalnull lag - Tiefgarage) und ließ mich zwischen den Models fotografieren - was sich leider auf dem Bild nur erahnen lässt.

Die Tage sah ich übrigens eine Tasche mit einem sehr witzigen und bedeutungsschweren Spruch, die ich tatsächlich gerne gehabt hätte. ( Der Mensch sah allerdings nicht so aus, als ob ich ihn mit einem Kuss hätte überzeugen können...)

THIS IS NO ARTWORK, JUST A BAG

Ob es sich bei meiner Tasche um ein Kunstwerk handelt oder nicht, weiß ich nicht. Und es ist auch nicht unbedingt relevant. Seth Price zeigt allerdings auch einige Objekte im Ausstellungskontext, über die ich ein anderes Mal schreiben werde. Die Sommerkollektion kann bei Sinn & Leffers am Friedrichsplatz betrachtet und erworben werden.