30.06.2012

Tag 022: Bücher wirft man nicht weg!

Einer der ersten Grundsätze Kulturgüter betreffend, die ich gelernt habe, ist die Weisung meiner Mutter, Bücher nicht wegzuwerfen. Gut zu behandeln. Heute noch sind mir Bücher unglaublich wichtig. Ic schrecke etwas davor zurück, mich als bibliophil zu bezeichnen - ein inflationär gebrauchter Ausdruck - aber es geht definitiv in diese Richtung.
Ich lese unglaublich gerne, sammle Bücher, blättere gerne in ihnen, habe mehrfach versucht, eigene zu schreiben. Kataloge sind da noch einmal etwas besonderes. Immer wenn ich eine Ausstellung plane, ist mir die damit verbundene Publikation mindest genau so wichtig, wie die Ausstellung selbst.
Gleichzeitig habe ich gelernt, wegzuwerfen. Vielleicht hat sich in den letzten 25 Jahren einiges verändert, meine Mutter unrecht, oder einfach nur aus pädagogischen Gründen vereinfacht: Man muss Bücher wegwerfen! wer soviele Bücher kauft (und manchmal auch liest) muss bewerten, was es wert ist, behalten zu werden. Welche Bücher kann man verschenken und welche gehören einfach in den Müll?
Da ich grade mitten im Umzug stecke, wird diese Frage gerade wieder hochaktuell. Da ich ein sehr gut sortiertes Bücherregal habe, musste nicht viel weggeworfen werden, aber zwei Meter Papier sind dann doch in der Tonne gelandet:
Diese Ordner enthalten sämtliche Mitschriften aus meinem Studium. Das sind natürlich wertvolle Inhalte, und teilweise einzigartige Erinnerungen. Und ich dachte, ich würde sie behalten, weil ich sie möglicherweise noch einmal gebrauchen könnte. Zwei Jahre Staub haben sich schon auf die Dokumente gelegt und als ich sie dann aus dem Regal zog um sie zu prüfen wurde mir klar, wie fern mir diese Ordner schon sind.
Und dann habe ich mich entschlossen sie loszuwerden und Platz für Neues zu schaffen. Was es jetzt eine Schande, diese Dokumente dem Müll zu übergeben oder steht doch die Chance auf was neues, etwas produktives im Vordergrund?
Ikonografisch erinnert mein Unterlagenberg sehr an die Arbeit von Matias Faldbakken auf der dOCUMENTA (13):
Quelle: http://www.contemporaryartdaily.com/wp-content/uploads/2012/06/Photo-Jun-08-4-36-12-AM.jpg

Auch hier andelt es sich auf den ersten Blick um Zerstörung. Oder ist es doch ein anderes, neues Ordnungssystem? Wie verhält es sich, wenn man in einer Institution wie einer Bibliothek erlaubterweise Unordnung stiftet? Ist es destruktiv? Oder rebellisch? Eher nicht... aber man könnte es als kreativ verstehen. Als Chance für neue Sichtweisen, auf die Institution, die Sammlung und die einzelnen Bücher. Und natürlich auch auf den Besucher - je nachdem wie er oder sie auf dieses Chaos reagiert.

Diese Arbeit sehe ich in einem engen Zusammenhang mit den Arbeiten von Elily Jacir, Michael Rakowitz und Paul Chan, zu denen ich jew. noch etwas schreiben sollte.

3 Kommentare:

  1. Faldbakken schreibt übrigens auch wunderbare Bücher, die du in das nun leere Regal stellen könntest ;)

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    1. Ich habe gerade gestern THE COCKA HOLA COMPANY gekauft. Habe seit drei Wochen hier 2666 von Bolaño liegen und habe bisher erst 70 Seiten geschafft. Mal sehen, ob der Falsbakken besser flutscht...

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  2. Das sollte er. Wenn du an beschriebenem Lebensmodell Interesse hast, könnten wir uns mal zusammensetzen.

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