Ich schätze den Bereich "Abseits der Hauptschauplätze", insbesondere die Friedrichsstraße, sehr. Besonders eindringliche künstlerische Projekte, die sich ohne den Schutzraum des Museums in die Leerstände und vergessenen Orte der Stadt einschreiben.
Und ich wusste, dass Tino Sehgal dort einen Raum bespielt, hatte ihn aber bis zu meinem Leuten Besuch vor drei Tagen nicht ausfindig gemacht. Im Hinterhof des Hugenottenhauses steht eine Tür auf, ganz unscheinbar. Dahinter liegt der "Darkroom", wie er landläufig genannt wird: Ein Ort, an dem es so dunkel ist - zumindest für die Augen eines Menschen, der grade noch unter freiem Himmel stand - dass man buchstäblich die Hand vor Augen nicht sieht. Um einen herum bewegen sich andere Menschen (hoffentlich) und singen.
Da werden Urängste wach. Man traut sich kaum hinein, mag sich nicht bewegen, atmet flach. Dabei passiert hier nichts, was einem unangenehm sein müsste, mit der Ausnahme, dass man des Sehsinnes beraubt ist.
Heute fiel mir ein Lied von Lady Gaga dazu ein - "Dance in the Dark" - hier der relevante Textauszug:
Some girls won't dance to the beat of the track
She won't walk away, but she won't look back
She looks good, but her boyfriend says she's a mess
She's a mess, she's a mess, now the girl is stressed
She's a mess, she's a mess, she's a mess, she's a mess
Baby loves to dance in the dark
'Cause when he's lookin' she falls apart
Baby loves to dance in the dark
Die Tänzerin in dem Song scheint die Dunkelheit als Schutzraum zu verstehen, dort kann sie sich gehen lassen, weil sie niemand sehen kann. Warum also fühlt man sich - oder zumindest ich mich - dann in dem dunklen Raum von Tino Sehgal so ausgeliefert und schutzlos?
Es handelt sich wahrscheinlich um ein Phänomen von Inklusion und Exklusion. Ist dieser Ort mein Ort oder bin ich das fremde Element? Ich sollte also lernen, ihn zu meinem Ort zu machen.
Wäre es ein gute Idee, sich dem Gesang im Dunkeln einfach anzuschließen??
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