In diesem Sinne bin ich mit meiner Gruppe relativ am Anfang der dTOUR in ein Kabinett gegangen, in dem sich eine Soundinstallation von Ceal Floyer befindet. Sie bezieht sich auf den Song "Till I Get it Right" von Tammy Wynette, dessen Text sie allerdings auf zwei prägnante Zeilen reduziert (in fett). Und hier im Original zu hören.
Right now I'm like a wounded bird, hungry for the sky
But if I try my wings and try long enough
I'm bound to learn to fly
So I'll just keep on fallin' in love 'til I get it right
My door to love has opened out more times than in
And I'm either fool or wise enough to open it again
'Cause I'll never know what's beyond the mountain
'Til I reach the other side
So I'll just keep on fallin' in love 'til I get it right
If practice makes perfect then I'm near 'bout as perfect
As I'll ever be in my life
So I'll just keep on fallin' in love 'til I get it right
Der Song ist für mich schon jetzt der inoffizielle documenta-Ohrwurm und ich habe meiner Gruppe gesagt, dass ich so auch meine dTOUR verstehe: Es können Fehler passieren, aber ich werde weiter machen in der Hofffnung, dass es besser und möglicherweise sogar richtig wird. Und auch wenn ich keinen Terror vor dem Error habe, hoffe ich natürlich, dass mein Unterfangen nicht ganz so aussichtslos ist, wie das von Ceal Floyer.
Und dann gab es heute direkt zwei Situationen, die sich etwas falsch anfühlten. Eine sehr amüsante, eine etwas ernster und dadurch auch schwerwiegender.
Das Brad-Pitt-Dilemma
Ich stehe mit der Gruppe im Raum von Michael Rakowitz und bemühe mich, die richtigen Worte zu finden, um die sehr vielschichtige und auch sensible Arbeit angemessen zu erläutern. Die Aufmerksamkeit der Gruppe entgleitet mir. Was mache ich falsch? Während ich versuche die Form zu wahren wird mir von der Seite zugeraunt: "Jetzt schauen alle lieber auf Brad Pitt...", was ich natürlich in dem Moment nicht als passenden Kommentar zu meiner Vermittlung begreife und darüber hinweggehe, bis ich realisiere, ja, er ist mit im Raum und mir hört wirklich keiner zu.
Man muss wissen, wenn man verloren hat, und ich habe die Arbeit Arbeit sein lassen und meine Rolle darauf beschränkt, die gesammte Gruppe möglichst zügig von Herrn Pitt wegzulocken und gemeinsam weiter zu gehen - was mir nach etwa 3 Minuten auch gelang. Im weiteren Verlauf der dTOUR waren alle wieder ganz aufmerksam.
Meine zweite Gruppe heute hatte auch gehört, dass Brad Pitt anwesend ist und wollten ihn natürlich auch sehen. Ich habe mein Bestes gegeben, aber ich bin nunmal leider kein Guide, sondern ein Begleiter - so haben wir gemeinsam gesucht und ihn gemeinsam nicht wieder gefunden.
Und ja: er sieht wirklich gut aus. Auch so ganz in echt.
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Brad Pitt auf der dOCUMENTA (13) Quelle: Facebookprofil der d(13) |
Kundenbeschwerde
Nach Feierabend wurde ich nochmal von der dTOUR-Organisation angerufen und es gab eine nicht unerhebliche Kundenbeschwerde über mich: Zwei Personen, die auf Toilette mussten, haben mich anscheinend nicht wiedergefunden und haben einen Shop-Mitarbeiter organisiert, um mich zu suchen. Ich habe von all dem leider gar nichts mitbekommen, hatte nur das Gefühl, dass der gelbe Papphocker, den diese beiden Personen bei sich hatten, während der ganzen Tour anwesend war (es ist erschreckend schwierig sich 17 fremde Gesichter so schnell zu merken). Es gab zwar mal eine Bemerkung von einer weiteren Person, dass ich zu schnell die Treppe hochgegangen wär und sie mich aus den Augen verloren hat, aber das war entweder ein weiterer Zwischenfall oder sie hat stellvertretend für die beiden anderen gesprochen.
Man merkt schon: es gibt immer zwei Seiten einer solchen Geschichte. Für mich waren die beiden maximal einige Minuten weg, auf der Beschwerde sind 45 Minuten vermerkt. Welche Version auch immer der Wahrheit entspricht, am Ende der Tour waren sie anwesend und ich hätte mich natürlich sehr gefreut, wenn sie mich angesprochen hätten, statt (oder zusätzlich zu) einer Beschwerde. Denn ist es im Service nicht immer so? Den Fehler ausbügeln oder zumindest eingestehen, kann nur die Servicekraft. Die Organisation kann Schelte verteilen oder es lassen, aber dann ist das Kind eh im Brunnen.
Auch wenn ich sehr bemüht bin, dass am Ende alle zufrieden sind, möchte ich den Vorfall nicht zu schwer nehmen, allerdings schon ärgerlich, dass die beiden offensichtlich die Arbeit von Ceal Floyer nicht in meiner dTOUR miterlebt haben. In diesem Sinne:
So I'll just keep on 'til I get it right
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